Anlässlich der Ausstellung „BIELEFELD ‘95“ hat unser Sf. Christoph GLÄNTZER die Geschichte des
Vereins nach den leider nur sehr wenigen mündlich überlieferten Aussagen und vorhandenen
Unterlagen dokumentiert. Diese Vereinschronik wurde/wird durch die Sf. Thomas-Oliver KNIEPHOFF
und Rainer KORNMAYER aktualisiert.
Die Briefmarken – Sammlergemeinschaft ist 1935 gegründet worden. Das genaue Datum ist trotz
intensiven Studiums in den Unterlagen der Westermann-Sammlung im Stadtarchiv Bielefeld nicht
feststellbar. Anlass für die Vereinsgründung waren die seinerzeit in Deutschland herrschenden
politischen Verhältnisse. Neuheiten von Postwertzeichen wurden nur solchen Sammlern zugeteilt, die
in einem Verein zusammengeschlossen waren, der wiederum dem „KdF“ (Kraft durch Freude)
angehören musste. Durch die Kriegsereignisse sind kaum Unterlagen des Vereins erhalten geblieben.
Irgendwann zwischen den Jahren 1935 und den 40er Jahren ist die Briefmarken –
Sammlergemeinschaft in die „Gemeinschaft Deutscher Sammler e.V., KdF-Sammlergruppe Bielefeld“
integriert worden. Uns liegt eine Aufnahmebestätigung vom 11.01.1943 vor, gerichtet an unser
damaliges Mitglied Alfred WIDMER. Aus dem Schreiben erfahren wir auch, dass zu dieser Zeit ein Herr
WAGNER Ortssammlerwart war, also die einem Vorsitzenden entsprechende Position bekleidete.
Bisher war immer davon gesprochen worden, Sammlerfreund (Sf.) W. BUSCH, Stapenhorststraße, sei
der Vorsitzende gewesen. Er war jedoch der Tauschwart, Kassenwart war Sf. PANKOKE und die
Neuheiten besorgte Sf. DECKER, der dieses Amt noch viele Jahrzehnte weiter innehatte. Getauscht
wurde während des Krieges in der Städtischen Berufsschule, Hindenburgstraße, Zimmer 9, 1. Stock,
jeden 1. und 3. Sonntag im Monat.
Da Sf. WAGNER durch die Führung der KdF-Gruppe während des Dritten Reiches bei den Britischen
Besatzungstruppen keine Chance hatte, diesen Posten weiter zu bekleiden, suchte man nach einen
neuen ersten Vorsitzenden, der nicht durch Parteizugehörigkeit belastet war. Man fand Sf. Robert
KOSLOWSKI, der dieses Amt bis zur Übergabe an seinen Nachfolger Sf. Kurt PAHLS bekleidete. Es
sei hier noch angemerkt, dass KOSLOWSKI selbst nie Briefmarkensammler war, doch die
Vereinsgeschicke mit Eleganz und Bravour leitete. Sf. Gläntzer (Verfasser dieses Artikels, Anm. d. Red.)
trat dem Verein am 01.April 1954 als 17. Jungsammler bei und wurde sofort innerhalb der
Vorstandsarbeiten durch Sf. KOSLOWSKI eingespannt. Er war der erste Vorsitzende, den Sf. Gläntzer
in der Briefmarken-Sammlergemeinschaft erlebte. Es folgten in der nunmehr über 50-jährigen Tätigkeit
weitere fünf Vorsitzende, über die noch später zu berichten ist.
Der Verein gehörte anfänglich dem BDPh an. Die Arbeit des Verbandes stieß aber zunehmend auf Kritik
aus den Reihen der Mitglieder, und so fiel in die Ära KOSLOWSKI der Austritt aus dem BDPh. Die drei
Aussteller im Verein mussten sich, um weiterhin ausstellen zu können, Nachbarvereinen anschließen.
Da der Verein schon zu dieser Zeit eine beachtliche Mitgliederzahl hatte, bemühte sich der Bund um
die Wiederaufnahme der Bielefelder. Auf der Hauptversammlung am 12.04.1967 und der
außerordentlichen Mitgliederversammlung am 31.05.1967 wurde fast einstimmig der Wiedereintritt in
den BDPh beschlossen. Die mit diesem Beschluss nicht einverstandenen Mitglieder erklärten ihren
Austritt. Intensiv um die Eingliederung bemühten sich der damalige Landesverbandsvorsitzende A.
BÖGERSHAUSEN und sein Stellvertreter Karl MEYER. Ihnen ist es auch zu verdanken, dass wir heute
wieder als geachtetes Mitglied dem Bundesverband angehören.
Aus Altersgründen legte Sf. KOSLOWSKI das Amt des Vorsitzenden in jüngere Hände. Sf. Kurt PAHLS
wurde auf der Jahreshauptversammlung am 12.04.1967 als neuer Vorsitzender gewählt. In die Amtszeit
von Sf. PAHLS fielen die Ausstellungen „BRAPOSTA 68“ im Rathaussaal in Brackwede und die in die
Geschichte der Philatelie in Nordrhein-Westfalen eingegangene „BIELEFELD 72“ in der Oetkerhalle.
Hier war es durch glückliche Umstände und das große Verhandlungsgeschick und Organisationstalent
von Sf. PAHLS gelungen, eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, die Maßstäbe setzte. So gelang
es, außer den Philatelisten die Post, die Neue Westfälische, das Haus Karstadt, die Firma Siemens und
die Britische Rheinarmee zu einer Kooperation zu vereinen und unter der Bezeichnung
„KOMMUNIKATION 72“. Die Oetkerhalle wurde erstmals für eine nichtmusikalische Veranstaltung zur
Verfügung gestellt. Daraus wurde eine großartige Ausstellung mit internationaler Beteiligung, einem
Wahl-Landesverbandstag und vielen Rahmenveranstaltungen wie Treffen von Arbeitsgemeinschaften
und Vorträgen. Der WDR hatte in der Ausstellung ein Studio eingerichtet, aus dem laufend aktuelle
Beiträge gesendet wurden.
Unter der Führung von Sf. PAHLS blühte der Verein auf und konnte die Zahl von 260 Mitgliedern
erreichen. Während dieser Zeit reifte auch die Idee, Busfahrten zu den im europäischen Ausland
stattfindenden Briefmarken – Ausstellungen zu veranstalten. Die Firma TSR-Reisen war dann über viele
Jahre unser Reiseveranstalter. Die erste Reise führte uns im Juni 1975 nach Paris. Der Verein fuhr mit
insgesamt fünf Bussen in die >Seine-Metropole< und erlebten dort dank des Reiseleiters „Ulli“ und des
Busfahrers „Kurt“ unvergessene Tage. Es folgten dann Reisen nach Kopenhagen, Amsterdam, Prag,
Concarneau, Brixen, London, Oslo, Wien, nochmals Paris, Basel, Madrid, Rom, Stockholm, Helsinki,
Prag, Den Haag, nochmals London und wieder Den Haag.
Die Beteiligung an diesen Reisen war immer recht gut und auch die Nachbarvereine schlossen sich an.
Für die Freunde der Tagesausflüge wurden schöne Busfahrten nach Bremen, Celle, Wuppertal, zum
Mittellandkanal, an die Weser und zu den Phila-Messen nach Essen und Köln organisiert, die sehr
beliebt waren. In der heutigen Zeit ist das Freizeitangebot erheblich größer geworden, als noch vor
einigen Jahren und unsere Sammlerfreunde älter, und so ist es ein Problem, heute noch eine Busreise
– sei es eine Tages- oder Kurzreise – zu veranstalten, obwohl auch in jüngster Zeit interessante Reisen
u.a. nach Wien und Nürnberg organisiert werden konnten.
Im Frühjahr 1973 gab es einen Wechsel an der Vorstandsspitze. Rechtsanwalt Dr. Fritz JÄCKISCH
übernahm den Posten des 1. Vorsitzenden. In seine Amtszeit, die von weiterem Wachsen des Vereins
geprägt war, fiel auch die Rang-3-Ausstellung „BIELEFELD 80“ im Rats- und Bavinkgymnasium, eine
kleine, aber auch schöne Veranstaltung. Unsere Tauschtreffen fanden jetzt im Ratscafé statt, bis es hier
zu eng und der Verzehr zu gering wurde. Man sah sich wieder einmal nach einem neuen Domizil um
und fand in der Bürgerwache am Siegfriedsplatz ein neues Zuhause. Sf. Dr. JÄCKISCH, als Anwalt in
der Leinenstadt tätig, war auch einigen Mitgliedern behilflich in Rechtsstreitigkeiten, wenn ein Sammler
oder Händler sie übervorteilen wollte. Er war ein stets geschätzter Vorsitzender und Freund, der leider
viel zu früh von uns gegangen ist.
Am 08.03.1982 stellte sich Sf. Dr. JÄCKISCH aus Alters- und Krankheitsgründen nicht mehr zur
Wiederwahl. Sein Nachfolger wurde Sf. Helmuth ESSELMANN. Der schon seit vielen Jahren innerhalb
des Vorstandes gewirkt hatte und die Belange und Sorgen des Vereins kannte. Er hatte seinerzeit von
Sf. PAHLS die Leitung der Interessengemeinschaft Ostwestfälisch-Lippischer Briefmarkenvereine
übernommen und baute diese noch weiter aus. Er setzte seine ganze Kraft und Freizeit für das Wohl
des Vereins ein. Wenn Sf. ESSELMANN nicht gewesen wäre, wäre manches im Verein zum Scheitern
verurteilt gewesen. So kam immer erst der Verein und dann eventuell die eigenen Sammlung. In seine
Amtszeit fiel dann auch die „BIELEFELD 85“ im gerade fertiggestellten „Haus der Weiterbildung“, der
ehemaligen Ravensberger Spinnerei. Auch diese Veranstaltung, die vom Umfang und Niveau fast an
eine Rang-2-Ausstellung reichte, war geprägt von seinem unermüdlichen Einsatz für Verein und
Philatelie. Aus familiären und beruflichen Gründen konnte er das Amt des 1. Vorsitzenden nicht
weiterführen.
Auf der Jahreshauptversammlung am 26.03.1990 konnte dann Sf. Thomas-Oliver KNIEPHOFF für die
Nachfolge gewonnen werden. Er war damals mit 28 Jahren der jüngste Vorsitzende, den die
Briefmarken – Sammlergemeinschaft in ihrer Geschichte bisher hatte. Er trat sein Amt an in einer
schweren Zeit, in der durch vielfältiges Freizeitangebot kaum noch jemand für die Philatelie zu
motivieren ist. Die „alten“ Sammler werden leider immer weniger und die Jugend hat ihre Interessen
verlagert. Trotz dieser nicht gerade rosigen Situation – bei anderen Vereinen sieht es weitaus schlimmer
aus – hatte er den Kampf aufgenommen um den Erhalt der Mitgliederzahlen. Neue Ideen wurden
erprobt und ein verjüngtes Team stand ihm zur Seite.
In dessen Amtszeit fielen die Ausstellungen „BIELEFELD 95“ und „BIELEFELD 2000“.
Die erste fand erneut im Haus der Weiterbildung statt, eine kleine, aber feine Ausstellung mit einem
bunten Rahmenprogramm, u.a. einer historischen Postkutsche, die die Besucher rund um das
Ausstellungsgelände transportierte.
Bei der „BIELEFELD 2000“ kamen erstmals neue Medien in Verbindung mit einer
Briefmarkenausstellung zum Einsatz. Eine Computer – Videoshow zeigte den Besuchern durchgehend
die berühmtesten Briefmarken der Welt. Insgesamt über 90 Sammlungen aus ganz Deutschland
bildeten den Rahmen für eine gelungene Ausstellung, die weit über den Rahmen einer Rang-3-
Ausstellung hinausging.
In diese Zeit fiel dann auch die Idee, den Verein auf Stadtteilfesten zu präsentieren. Von 1993 bis 2009
war der Verein regelmäßig beim „Heeper Ting“ und beim „Stiftsmarkt“ in Schildesche mit einer
Werbeschau vertreten.
Berufliche und gesundheitliche Gründe veranlassten Sf. KNIEPHOFF nach 12jähriger
Vorstandstätigkeit ein wenig kürzer zu treten und sein Amt abzugeben.
So wurde dann am 22.03.2002 Sf. Wolfgang DÜMKE neuer Vorsitzender der Briefmarken –
Sammlergemeinschaft, der darüber hinaus noch von Herbst 1998 bis Ende 2005 als Regionalvertreter
den Landesverband vertrat. In seine Amtszeit fielen die Rang 3 Ausstellungen BIELEFELD 2005 und
die BIELEFELD 2010, die wie schon die Rang 3 Ausstellung 2000 in der Martin-NiemöllerGesamtschule in Bielefeld-Schildesche stattfanden.
Zur Durchführung der Briefmarkenausstellung im Rang 2 RHEIN-RUHR-POSTA 2015 schlossen sich
auf seine Initiative die benachbarten Vereine Löhne, Herford und Bielefeld zusammen. Sein großes Ziel
war eine Rang 2 Ausstellung nach Bielefeld zu holen. Durch seinen unermüdlichen Einsatz war die
BIELEFELD 2020 auf gutem Weg. Sein plötzlicher und unerwarteter Tod und die Corona-Pandemie
ließen diesen Traum jedoch platzen.
Seit Mitte Februar 2020 leitete Sf Thomas-Oliver KNIEPHOFF den Verein zunächst kommissarisch.
Pandemie bedingt konnte im Jahr 2020 keine Mitgliederversammlung stattfinden. Auf der
Jahreshauptversammlung am 12. Sep. 2021 wählten ihn die Mitglieder zum Vorsitzenden.
Zu den weiteren Aktivitäten des Vereins sei gesagt, dass Tauschtage jeden 1. und 3. Sonntag im Monat
in der Bürgerwache am Siegfriedplatz von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr stattfinden. Großtauschtage werden
regelmäßig im Frühjahr (erstes März-Wochenende) und am 3. Oktober im Freizeitzentrum Stieghorst
veranstaltet. Vereinsabende mit Vorträgen zu philatelistischen Themen werden ebenfalls angeboten.
Auf der „BIELEFELD 72“ wurde der Gedanke geboren, für den Verein eine eigene Zeitung zu schaffen.
Die Idee kam von Klaus und Hildegard PUMPENMEIER, die zu dieser Zeit schon für ihren Verein das
Mitteilungsblatt „DER POLARPHILATELIST“ herausbrachten. So entstanden die
„VEREINSMITTEILUNGEN“ der Briefmarken – Sammlergemeinschaft, die bis zum heutigen Tag im 50.
Jahrgang 4-mal im Jahr erscheinen, ein wichtiges Bindeglied zwischen Mitgliedern und ihrem Vorstand
darstellen und immer wieder Wissenswertes aus der Philatelie enthalten. Im Laufe der Jahre wechselte
die Schriftleitung und Druckerei. Heute kümmert sich Sf. Thomas-Oliver KNIEPHOFF neben seinen
Aufgaben als Vorsitzender der BSG um diese Tätigkeit. Die Vereinsmitteilungen der letzten zwei Jahre
sind auch auf dieser Homepage eingestellt.
Seit dem 1. März 2020 betreibt die Briefmarken-Sammlergemeinschaft Bielefeld e. V. eine eigene
Geschäftsstelle. In dieser Geschäftsstelle ist die Vereinsbücherei untergebracht. Der Verein verfügt
über eine Bibliothek mit über 700 Titeln, die z. Zt. Sf. Rainer KORNMAYER den Mitgliedern zur Ausleihe
zur Verfügung stellt.